Die Zeit ist stehen geblieben. Die Welt, wie wir sie kannten, ist zu einer starren, geometrischen Landschaft erstarrt. Für Arne hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen, der nicht mehr in Sekunden gemessen wird, sondern im langsamen, unaufhaltsamen Versteinern seines eigenen Körpers. Während er sich auf die Suche nach dem Epizentrum der Katastrophe macht, trifft er auf Caja, eine junge Frau, die sich weigert, die Hoffnung aufzugeben. Gemeinsam stellen sie sich einer neuen, furchterregenden Intelligenz, die aus den Ruinen der Zivilisation erwachsen ist und eine neue, perfekte Ordnung erschaffen will. Eine Ordnung ohne Schmerz, ohne Chaos, ohne Leben.
„Die letzte Geometrie“ ist ein fesselnder post-apokalyptischer Roman über den Kampf ums Überleben, die Bedeutung von Menschlichkeit und die Frage, ob eine perfekte, unsterbliche Welt erstrebenswert ist, wenn der Preis dafür die eigene Seele ist. Eine düstere und zugleich hoffnungsvolle Geschichte, die Sie nicht mehr loslassen wird.
Düster, poetisch und gewaltig menschlich
Die letzte Geometrie ist ein Endzeitroman, der nicht einfach gelesen wird – er wird erlitten, eingeatmet, gespürt. Strasser baut eine Welt aus Glas, Stein und Stille, in der die Menschlichkeit langsam versteinert, aber nie ganz verschwindet. Arne, halb Körper, halb Mineral, trägt eine zerbrechliche Hoffnung durch Ruinen, die wie gedachte Albträume wirken. Cajas Wärme bricht durch die Kälte wie ein Funke Leben. Zwischen Echo-Kammern, Spiegelzonen und dem grauen Herz der Null entfaltet sich eine Geschichte über Identität, Erinnerung und den Mut, unvollkommen zu bleiben. Ein schmerzschöner, brutaler und zutiefst berührender Abgesang auf Perfektion – und eine Liebeserklärung an das Chaos des Menschseins.
Steinharte Endzeit-Atmosphäre
Dieses Buch baut seine Spannung langsam, aber unerbittlich auf. Ich habe den Kampf des Protagonisten und die beklemmende Atmosphäre in jedem Kapitel gespürt, was es schwer machte, das Buch wegzulegen. Besonders die Begegnung mit dem versteinerten Hund oder der Gang durch den Wald aus Glasblättern erzeugen unglaublich lebendige und beunruhigende Bilder. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und erschafft eine dichte, fast greifbare Welt aus Stein und Stille. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und ziehen einen stetig tiefer in diese fremde Realität. Eine klare Leseempfehlung für alle, die atmosphärische Science-Fiction mit einer einzigartigen, nachdenklichen Prämisse lieben.
Eine stille Apokalypse, die lange nachhallt
„Die letzte Geometrie“ ist kein klassischer Endzeitroman mit Explosionen und Daueraction. Dieses Buch wirkt leiser – und genau das macht es so stark. Die Idee einer Welt, die nicht zerstört wird, sondern langsam erstarrt, hat mich sofort gepackt. Stein statt Feuer. Stillstand statt Chaos.
Arne ist eine Figur, die man nicht einfach begleitet, sondern mit der man mitgeht. Sein körperlicher Verfall läuft parallel zu den großen Fragen des Romans: Was bedeutet Menschlichkeit, wenn Schmerz ausgeschaltet wird? Was bleibt, wenn Ordnung wichtiger wird als Leben? Die Begegnung mit Caja bringt genau die richtige Balance ins Buch – Hoffnung, ohne kitschig zu werden.
Besonders beeindruckt hat mich die Atmosphäre. Die Sprache ist klar, fast kühl, und trotzdem emotional. Die neue „Intelligenz“, die eine perfekte Ordnung erschaffen will, wirkt nicht wie ein klassischer Bösewicht, sondern erschreckend logisch. Genau das macht sie so beunruhigend.
Das Buch stellt große philosophische Fragen, ohne belehrend zu sein. Man liest weiter, weil man wissen will, wie es ausgeht – und denkt danach noch lange darüber nach.
Für mich ein sehr starker, ungewöhnlicher postapokalyptischer Roman, der nicht auf Effekte setzt, sondern auf Wirkung. Still, klug und nachhaltig verstörend im besten Sinne.
